Polizei im Mittelalter
Polizei (spätmhd. polizi, polizey = öffentliche Sicherheit; v. mlat. policia, zu grch. polis = Stadt[staat]). Der Begriff erscheint erstmals 1464 in einer kaiserlichen Urkunde für die Reichsstadt Nürnberg und steht dort für eine wohlgeordnete öffentliche Sicherheit. Die Einhaltung städtischer Verordnungen unterschiedlichster Art war vom Rat Beamten aufgetragen, die Kontroll- und – im Falle von Gesetzesübertretungen – Strafgewalt hatten. In polizeiliche Ordnungsgewalt fielen Gegenstände des Wirtschaftslebens (Marktordnung, Warenschau, rechte Preise, Löhne, Maße, Gewichte), des Bau- und Straßenwesens, der Feuerordnung und des Brandschutzes, der Luxus- und Sittenreglementierungen, der Gesundheitsfürsorge, der Eintreibung von Bußgeldern usf.
Der Nachtwächter
Nachtwächter ist ein Beruf, der mit dem Bestehen der ersten größeren Städte im Mittelalter aufkam. Die Aufgabe des Nachtwächters war es, nachts durch die Straßen und Gassen der Stadt zu gehen und für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Er warnte die schlafenden Bürger vor Feuern, Feinden und Dieben. Er überwachte das ordnungsgemäße Verschließen der Haustüren und Stadttore. Häufig gehörte es auch zu den Aufgaben des Nachtwächters, die Stunden anzusagen – weniger als Auskunft als mehr zur Anzeige, dass er seinem Dienst ordnungsgemäß nachging. Diese Ansage konnte auch in der Form eines Nachtwächterliedes geschehen, vgl. Hört, ihr Herrn, und lasst euch sagen. Der Nachtwächter hatte das Recht, verdächtige Personen, die nachts unterwegs waren, anzuhalten, zu befragen und notfalls festzunehmen. Er hatte, damit ein Brand nicht unbemerkt bleibt, gemäß Anordnungen des 18. Jahrhunderts zur Brandverhütung im Kurfürstentum Trier und in weiteren Kurfürstentümern des Heiligen Römischen Reiches „mit einem Blashorn Lärmen zu machen“ an die Türen und Fenster zu klopfen und „wo eine Thurm- oder Sturmglocke vorhanden ist, dieselbe läuten zu lassen“.
Zur typischen Ausrüstung eines Nachtwächters gehörten eine Hellebarde oder eine ähnliche Stangenwaffe, eine Laterne und ein Horn. Der Nachtwächter gehörte, obwohl er eine wichtige Tätigkeit in der Stadt ausführte, wie zum Beispiel der Abdecker oder der Henker, meist zu den unehrlichen Berufen und lebte daher in sehr bescheidenen Verhältnissen. Von dieser Regel gibt es verschiedene Ausnahmen. Im bayerischen Friedberg wurden beispielsweise die Nachtwächter reihum von den Zunftburschen gestellt. In Speyer wurde vom Stadtrat ein wohldotierter „Nachtrath“ mit Stadtratsvollmachten eingesetzt, der des Lesens und Schreibens mächtig war und zuvor einen Feldwebelrang erreicht haben musste. In Mainz hielten Militärangehörige die Nachtwache, wofür der Walpode zuständig war.
Nachtwächter aus Erbach im Odenwald, Gemälde von Wilhelm Trübner, 1901. Mit Uniformmantel, Gehstock, Signalhorn, schließbarer Laterne, breitkrempigem Hut.
Nachtwächter einer Kleinstadt um 1905
Text und Bilder: Wikipedia